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Hi,

hier mein bescheidener Bericht über das ZFEST 2001. Es war übrigens das 10. ZFEST und hatte die bisher stärkste Besucherzahl! Genau gesagt waren es 36 Teilnehmer.

Dies war das erste Jahr, an dem das ZFEST an einem anderen Ort als bisher stattfand. Da das Schafhaus in Güglingen zur Zeit renoviert wird (und auch wegen anderer, nicht genannter Gründe), mußte eine Entscheidung getroffen werden, wo und wie die Veranstaltung neu organisiert werden könnte. Die Logik gebat, nach einem Ort im virtuellen Herzen Deutschlands zu suchen, damit möglichst viele Leute kommen könnten. Natürlich gibt es immer ein paar Leute, denen es dann zu weit ist und daher konnte man damit rechnen, daß einige Leute wohl nicht mehr teilnehmen würden. Das traf vor allem auf jene Besucher aus dem Raum Heilbronn zu, die quasi als "Laufkundschaft" in letzter Sekunde beschlossen zu kommen.


Was also gab es neues?

Nun, die Familie Bernotat aus Fuldatal-Knickhagen bot freundlicherweise an, das ZFEST "zu schmeißen", wie man so schön sagt. Die Lage entsprach auch so ziemlich unseren Vorstellungen, und so fiel schließlich im Februar 2001 die Entscheidung zugunsten Knickhagen. Das Gemeindehaus war ideal für ein Treffen der angepeilten Größenordnung und der 14-jährige Alexander Bernotat als technischer Genius kümmerte sich eifrig um die Details, wie zum Beispiel einen riesigen Farbfernseher und einem Videorecorder zum Vorführen der mitgebrachten Info-Movies (überflüssig zu erwähnen, daß außer den erwähnten Videos erstmal nichts vorhanden war) und eine (Z-80 gesteuerte) Laufschrift. Viele Telefonate wurden geführt, da die Organisation ja auch von München aus dirigiert wurde. Alexander kümmerte sich dann noch um den Aufbau des Netzwerks für die PC-bewehrten unter uns, aber auch hier mußte fleißig nachgebastelt werden, ehe alles lief. Was allerdings hervorragend funktionierte, waren die Vorbereitungen seitens der Mama "Ulla" Bernotat, die nahtlos in die Rolle der Gastgeberin geschlüpft war. Aber dazu noch später.

Fuldatal-Knickhagen befindet sich, kaum daß man die Autobahnausfahrt nahe Kassel verlassen hat, inmmitten einer märchenhaften Landschaft, und es ist kein Zufall, daß hier die Gebrüder Grimm ihre Sagenschätze zusammentrugen und viele Örtlichkeiten für sich in Anspruch nehmen, Originalschauplätze der berühmten Märchen gewesen zu sein. Der angrenzende Wald ist der so genannte "Reinhardswald" und soll derjenige gewesen sein, in dem Hänsel und Gretel sich verlaufen hatten.

Nichst desto trotz fanden die meisten den Veranstaltungsort auf Anhieb, vielleicht, weil Fuldatal-Knickhagen nicht gerade riesig zu nennen ist. Das Gemeindehaus liegt genau in der Ortsmitte. Das Gebäude selbst könnte leicht irgendwo in Neu-England stehen, malerisch wie es ist mit seiner holzverkleideten Fassade und dem kleinen Glockentürmchen für die Feuerglocke.

Als Gaby und ich um 11:30 morgens von unterwegs übers Handy anriefen, waren schon 15 people angekommen und 6 hatten schon vor der verschlossenen Tür gewartet, als um 10:00 aufgeschlossen wurde. Es stellte sich bald heraus, dass der ursprüngliche Tisch-Aufbau zu klein geraten war und so mußten wir sehr bald umbauen. Zum Schluß hatten wir beinahe das gesamte Mobiliar verbraten!

Es gab einen netten kleinen Schanktresen, der von einer Miniküche aus bewirtschaftet wurde, deren wichtigster Teil außer einem Herd eine gigantische Kaffemaschine war, die an Wucht einem bayrischen Bierfaß durchaus Paroli bieten konnte. Was natürlich am wichtigsten war, war "der Inhalt". Nicht nur der der Kaffeemaschine, sondern der der Küche! Dort selbst schaltete und waltete Ulla höchstpersönlich, zufrieden über den friedlichen Verlauf des Geschehens, obwohl etwas besorgt über die etwas vagen Reaktionen ihres "Haushaltspersonals" in Sachen Hilfestellung. Also, eine Person allein ist bei so einer Veranstaltung full-time beschäftigt. An dieser Stelle, liebe Ulla, herzlichen Dank für Deinen großartigen Einsatz, ohne den wir (vor allem am Sonntagmorgen) aufgeschmissen gewesen wären. Vielen Dank für die leckeren Kuchen! Mmmh! Und die Suppe war auch nicht zu verachten. Klar, daß eine zeichen-orientierte Suppe (Buchstabensuppe) nur zum Blödsinn anregt und so dauerte es nicht lang, bis der erste ein "Z-80" in Nudeln präsentierte.

Jetzt habe ich aber den tatsächlichen zeitlichen Ablauf etwas durcheinander gebracht.

Zurück also zum Samstag. So gegen 3:00 nachmittags stellte sich langsam so etwas wie ein geregelter Ablauf ein, die meisten Geräte waren am laufen, die Nerven begannen sich zu beruhigen und das Netzwerk von Fritz Chwolkas LINUX Server war auch mit einigen mitgebrachten Kabeln und Hubs erweitert worden. Langsam fand man Zeit zu kleinen privaten Plaudereien, ein kurzes "Hallooo!" als Andreas Kißlinger und Jörg Linder als Nachzügler eintrafen und dann floß literweise Ullas köstlicher Kaffee (gratis!).

Auf einem Flohmarkt hatte ich ein wunderschönes Neon Z entdeckt und zwei Monate vorher an Alexander geschickt. Heute, zwei Monate später, kämpfte er immer noch damit, das Z zum Leuchten zu bringen. Daher war er die Zielscheibe unseres Spottes, als bei seiner "Versuchsanordnung" ein Widerstand nach dem anderen sich in Rauch auflöste.

Als es Zeit war für die übliche "Preisverleihung", wollte das Z nicht länger leuchten, aber es sah trotzdem ziemlich gut aus. Dieses Jahr wurde Tilmann Reh für seine ausdauernde Unterstützung der Z-Gemeinde ein "Zettifikat" verliehen und ein imitiertes Buch mit dem Titel "The Hitchhiker's G.I.D.E. to the Industry Standard", das Gaby in mühevoller Kleinarbeit gebastelt hatte. Was Gaby allerdings nicht wußte, daß ich selbst einen kleinen Preis für sie vorbereitet hatte für ihre hingebungsvolle Leistung für CP/M und ihre superbe Web-Arbeit. Natürlich konnte ich in diesem Fall nicht alles alleine machen, sonst hätte Gaby Verdacht geschöpft, schließlich wohnen wir ja zusammen. Hier half Jörg aus, der eine wunderschöne Spinne bastelte. Das basierte auf einer Idee, die ich bei einer abendlichen Eingabe hatte. Entsprechend bastelte ich eine schöne Urkunde dazu als "CP/M Web-Spider of the Year", die man hier bewundern kann. Das "Publikum" war amüsiert.

Nicht alle unsere Gedankenfunken werden aber veröffentlicht. Ich konnte einen besonders schönen, etwas älteren Entwurf für das Z-Fest 2000 präsentieren, den ich bisher niemandem gezeigt hatte, da wir für dieses Z-Fest schon so viele Gags vorbereitet hatten. Der Entwurf bestand aus einer modifizierten ZILOG Werbeanzeige, die Tilmann Reh als "Zilman" in Supermankluft zeigt mit einem wunderbaren Satz in echtem Tilmann Englisch.

Der Abend begann mit einem Gewaltmarsch "ein kleines Stück die Straße runter.." zu einem Sportheim, das in der Lage war, kurzfristig so viele hungrige Mäuler zu stopfen. Wenn nur der leidige Regen nicht gewesen wäre. Andreas Kißlinger hatte es besonders schlecht getroffen, sein kaputtes Knie war auf eine solche Strecke nicht vorbereitet gewesen. Aber das Essen war gut und die Laune besserte sich schnell.

Nach unserer Rückkehr wurden die Aktivitäten zunehmend hektischer, und als wir endlich das Gemeindehaus verließen, war die Geisterstunde nicht mehr weit.

Als wir am nächsten Morgen gegen 9:15 (!) eintrafen, hatten sich bereits die ersten um die paar Schlafsack-Gäste geschart, die die Nacht in der Halle verbracht hatten. Als die Bernotats auftauchten, um frischen Kaffee zu präsentieren, war der Begeisterungssturm unüberhörbar. Bald schon schwirrten die LEDs der Netzwerkkarten unter der Last des Transfers (Gerüchte von 40 GB an MP3s auf Fritz's Server hielten sich hartnäckig ...), aber auch die Reparatur-Aktivitäten stiegen beträchtlich.

Alt-ehrwürdiges Equipment wurde wiederbelebt, Paul Lenz aus Hannover hatte zum allgemeinen Amüsement nicht nur seine prächtige Eierschneidemaschine mitgebracht, sondern auch einen antiken Siemens Fernschreiber, den er als Lochstreifen-Device betrieb. Einige der jüngeren hatten so etwas noch nie gesehen. Sicher war jedoch, dass _keiner_ das Arbeitsgeräusch überhören konnte!

Auch aus den östlichen deutschen Gefilden war einiges angekarrt worden, und zwei Varianten des Selbstbau-Computers Z1013 waren höchst interessant anzusehen, der eine in einem selbstgezimmerten Holzgehäuse, der andere im Industrie-Fertiggehäuse, angeschlossen an einen Videomonitor mit der köstlichen "Ganz in Grün"- Imitation eines Windows 95 Desktops. Darüberhinaus waren aber auch ein paar der "Business-" und "Bildungscomputer" zugegen. Alles in allem, sehr bunt gemischt.

Aus Köln hatte Georg eine komplette WANG 2200 Anlage mitgebracht, inklusive Drucker, der allerdings etwas störrisch war. Obwohl die Anlage wegen thermischer Probleme immer wieder Pause machen mußte, war es doch erhebend, einen der letzten funktionsfähigen WANG mit zwei 8 Zoll Laufwerken zu erleben.

Eines der interessantesten Stücke war jedoch der von Dirk Berghöfer präsentierte SAM-Computer. Dieser Z80 Rechner war in ein C128D Gehäuse eingebastelt und mit allen Peripheriegeräten erweitert worden. Natürlich eine IDE-Platte, aber auch ein 36x(!)-fach CD-ROM-Laufwerk wurden über ein Z80-Betriebssystem mit dem denkwürdigen Namen B-Dos gesteuert. Nein. mit CP/M war da nix! Ich war verblüfft über die Geschwindigkeit der CD-Zugriffe. Der erste Ladevorgang inklusive Hard-Reset dauerte so um die 6 Sekunden! Das soll mal einer mit einer Windowskiste machen! :-)

Phänomenal waren auch die Track-to-Track Zugriffe, fast wie beim CD-Spieler zuhause. Die technischen Details der Datenaufzeichnung konnten auf einem Level dargestellt werden, von dem manche modernen Betriebssysteme nur träumen! (Katalogformat, Red-Book, ISO 9660, Joliet usw. im Detail!). Das sollte aber nur eins von vielen Features sein, wie ich bald erfahren konnte. Unter anderem war eine 100% Emulation des berühmten Sinclair Spektrum mit einigen Spielen zu bewundern.

Zum Anlaß des ZFESTes hatte ich zum Mitbringen der CPUs aufgefordert, jener Z280 basierten Singleboard ECB-Bus Computer, die Tilmann Reh entworfen und fast jeder von uns "CPU280"-Besitzern selbst zusammengelötet hatte. Mit 6 solcher CPU280 (Tilmann Reh, Helmut Jungkunz, Fritz Chwolka, Alexander Bernotat, Jörg Linder, Andreas Kißlinger), war dies somit auch das ZFEST der meisten CPUs. Andy Kisslingers CPU280 war für eine Weile brachgelegen, deshalb mußte er wohl erst eine Zeit lang mit seinem Rechner "verhandeln", ehe er so richtig wolllte. Tilmann und Andi (die CPU-Flüsterer - neuer Kultfilm!) waren sehr damit befaßt, den einzelnen Bits das Umkippen abzugewöhnen. Die CPU280 erhielt kurzerhand einen EPROM Upgrade auf das neueste BIOS, wobei gleich die Daten für Andis IDE-Harddisk mit eingebunden wurden. Alexander kämpfte mit einem schlecht aufgelegten (oder ernsthaft erkrankten?) ADM3A Terminal und wütetete auf einer statischen RAMdisk umher, die partout die Bytes nicht annehmen wollte. (Inzwischen hat er das nach dem ZFEST hingekriegt).
Fritz demonstrierte "offene Architektur" bei seiner CPU280, die restlichen Geräte schienen sich im "Normal-Modus" zu befinden, also zugeschraubt und einsatzbereit.

Professor Karl Kleine und ich produzierten jede Menge CD-ROMs von früheren ZFESTen und diverser Multimedia Files, wohingegen Frau "Ulla" Bernotat einen Kuchen nach dem anderen produzierte. Auch ihre Suppe war ein kleines Highlight, nicht nur, weil es sich dabei um eine "zeichen-orientierte" Suppe handelte (Buchstabensuppe) was natürlich sehr schnell in eine Art Wettbewerb ausuferte, wer als erstes ein "Z" finden würde. Gaby hatte gerade mal mit einem gekippten "N" ein müdes Lächeln geerntet, da kam Paul Lenz bereits mit einer fertigen Lösung an (so kennen wir ihn!) : "Z-80" stand da deutlich und einwandfrei zu lesen auf dem Boden des Tellers. Natürlich gibt es davon auch Bilder.

Bilder.Oh je! Ich glaube, die Bilderflut dieses ZFESTes brach alle Rekorde! Trotz Bereinigung der Duplikate und Anpassung auf kleinere Formate sind es doch etwa 30MB geworden, die schließlich auf Gabys Server gelandet sind!

Es würde zuviel Zeit beanspruchen, alles beschreiben zu wollen, aber es war eine recht beeindruckende Leistungsschau, die trotz des reinen Amateur-Charakters manche professionelle Veranstaltung ausgestochen hat. Daher wundert es auch nicht, daß bereits nach den ersten Telefonaten die Frage kam, ob denn das nächste ZFEST (nicht "Z-Treffen", wie die Joyceler immer wieder mit Verbissenheit schreiben) wieder in Fuldatal abgehalten würde. Aufgrund der Spendenbereitschaft einiger weniger (leider haben nicht alle verstanden, daß die Saalmiete mit 240.-- DM und diverse andere Kosten ja von den Bernotats erstmal bezahlt werden mußten) kam immerhin doch so viel zusammen, daß auch die Veranstalter sich gerne zu einem neuen Durchgang bereiterklärt haben.

In diesem Sinne: Viva Fuldatal!

Helmut Jungkunz